Der Sommerurlaub in Italien ist vorbei - leiderleider. Endlich eine volle Woche Sonnenschein, wunderschönes Ligurien, Berge, Meer... und meine neue Kamera.
Das Umsteigen von einer Bridge auf eine DSLR (Canon EOS 600D) fällt mir gar nicht so leicht. Vor der Big Tour gilt es also noch: Übenübenüben! Viele Fotos musste ich leider sehr überarbeiten, weil die Fotos sonst
recht oll gewesen wären. Das mag allerdings nicht jedem gefallen. Immerhin bin ich jetzt ein bisschen schlauer, welche Objektive ich mir anschaffen sollte.
Da ich beim ersten Ligurien-Urlaub gefragt wurde: "Ligurien? Wo isn das?" hier mal eine kleine Karte. Ligurien ist da wo Rot, klar.
Egal, denke ich, Hauptsache 3 getrennte Schlafzimmer (eins für die Jungs, eins für die goßen Mädchen und eins für den Mann und mich), wir werden sowieso nur unterwegs sein, und vor allem passt diese Wohnung wunderbar in unseren Geldbeutel.
Dazu noch diverse Lebensmittel, weil ich mich mit gruseln an die superteuren Tante-Emma-Läden in der Cinque Terre erinnere. Wir haben ein großes Auto und vor Ort eine eigene Küche, also wird fleißig eingepackt. Stellt sich übrigens später als recht überflüssig heraus, denn in Imperia und Umgebung gibt es ganz normale große Supermärkte mit ähnlichen Preisen wie in Deutschland. Sogar mehrere LIDL gibt es. Die Bastelsachen allerdings waren Gold wert, danach hätten wir länger suchen müssen.
Wir fahren über Nacht und die Fahrt ist gefühlt endlos. Einzige Abschnitte, die ich genossen habe: Die Schweiz (na klar) und endlich die Ankunft am Meer. Nach 17 Stunden (puh) sind wir endlich da, die Kinder haben Dank verschiedenster modernster Technik (Tablet, iPad, MP3-Player, iPod) ohne größere Schreikrämpfe durchgehalten.
Die Küche ist ein bisschen oll und nicht sonderlich gut eingerichtet, was nach meiner Erfahrung nicht untypisch für diese Gegend ist und außerdem vermutlich der Grund, weshalb dieses Traumhaus so günstig zu mieten ist.
Aber alles halb so wild, der Mann und ich sind ja McGyver-Kinder und wissen uns zu helfen.
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Der Ofen war ein bisschen undicht |
Der Vermieter ist sehr nett und unkompliziert und will ganz offensichtlich einfach keinen Stress haben, deshalb auch das unglaubliche Understatement bei der Beschreibung des Hauses.
Ligurien empfängt uns außerdem mit strahlendem Sonnenwetter, was auch die ganze Woche lang so bleiben wird.
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Ligurien von allerschönster Seite |
Sanremo
Unser erster Ausflug führt uns ins nicht weit weg gelegene Sanremo. Dort besuchen wir vor allem die Pigna, die Altstadt. Wunderschöne alte Gassen, die teilweise sogar aus dem Mittelalter stammen. Ich frage mich, wie das ganze überhaupt noch hält ...
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Sanremo |
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La Pigna, die Altstadt in Sanremo |
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Ganz verwinkelt und an so mancher Stelle recht verwunschen...
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Rote Schuhe auf den Treppen der Pigna |
Sie ist übrigens komplett bewohnt, ich sehe nicht ein leerstehendes Haus. (Lissabon hat mich da nachhaltig geprägt: All die vielen wunderschönen Häuser leerstehend...)
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Wallfahrtskirche Santuario Madonna della Costa in Sanremo |
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Zu heiß für italienische Unterröcke - Lieblingsfoto dieses Urlaubs |
Sanremo ist für seinen Blumenhandel bekannt. Die Küste dieser Gegend wird daher auch die "Blumenriviera" genannt. Im Vorbeifahren fällt das jedoch nicht auf, es wachsen überall die gleichen Oleander und Bougainvilleen wie andernorts in Italien auch - die ich allerdings sehr schön finde.
Imperia / Porto Maurizio
Imperia müssen wir natürlich auch einmal anschauen, beziehungsweise Porto Maurizio. Imperia ist die künstliche Zusammenlegung der zwei Städte Oneglia und Porto Maurizio durch Mussolini, Porto Maurizio ist der ältere Stadtteil.
Was auffällig ist: Es fehlt eine Art "Innenstadtkern". Wir irren daher ein wenig ziellos herum, bis wir die Altstadt gefunden haben, die nicht ganz so pittoresk ist wie Sanremo, dafür aber ein paar sehr schöne Ausblicke hat.
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Altstadt von Porto Maurizio |
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Ehemaliger Klostergang in Porto Maurizio |
Ich vermisse so etwas wie eine Einkaufsmeile für Touristen, denn die Mädels hätten sicher gerne ein paar Kleinigkeiten gekauft.
Dafür finde ich es allerdings sehr entspannend, recht wenige Touristen um mich herum zu haben. Während in unserem Dorf einige Deutsche untergebracht sind, scheinen sich in Imperia hauptsächlich italienische Touristen aufzuhalten, und davon nicht besonders viele. Italienisches Feeling also und wir können in Ruhe herumlaufen.
Wir finden genau das perfekte Restaurant für unser Pizzaessen, denn das muss natürlich sein. Direkt am Wasser. Hmmmm.
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Pizzapizza! Natürlich! |
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Der Altstadtkern von Porto Maurizio in der blauen Stunde |
Die Villa Grock
Die Villa des berühmten Clowns "Grock" ist ein toller Tipp aus dem Internet. Sie liegt in Imperia im neueren Stadtviertel Oneglia.
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Die Villa des berühmten Clowns "Grock" |
Den Besuch der Villa habe ich
hier beschrieben.
Schlafen, Essen, Schwimmen, Schauen
Was ich schon vorher wusste: Kinder brauchen
Tagesabläufe. Zu viele Unternehmungen gehen gar nicht, dann hat man
Nörgelbacken an der Hand. So richtig vorgenommen habe ich mir daher nur
wenige Ausflüge und natürlich viel Strandplanschen, Hausgarten genießen und
kochen.
Zurück zum Haus nach einem Strandtag oder Ausflug fahren wir über Umwege, damit wir uns noch die
Gegend anschauen können. Ich mag besonders die bergige Landschaft mit
den zauberhaften alten Steinhaus-Dörfern.
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Über Umwege... |
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...nach einem schönen Tag ins Dorf zurückkommen. |
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Die verwinkelten Gassen unseres Dorfes sind besonders Abends toll. |
Was ich gelernt habe: Es gibt Kinder, die brauchen unfassbar viel Schlaf, selbst im schönen Italien! ;)
Mein
Anfangsgroll, immer bis Mittags/Nachmittags im Haus "herumzuhocken"
weicht aber schnell der Einsicht, dass ich so selber zur Ruhe kommen und den Garten auf diese Weise auch mal alleine genießen kann. Ich habe sogar jeden Morgen Zeit für Sport, auf einer
Terrasse mit Blick ins Tal, und kann alleine durchs
Dorf schlendern.
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Frühstück! Besser gehts nicht. |
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Öffentliche Plauschmöglichkeit in einer Dorfgasse - ich mag die Italiener |
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Superschön - Deko für Touristen? |
Nur der Kleine ist immer recht früh wach. Wir vertreiben uns dann die Zeit mit Uno-Spielen, den Schmetterlingen zuschauen, Katzen vergraulen und Basteln.
Der Papierschmetterling ist allerdings keine Kinderbastelei
sondern erfordert ein bisschen Origami-Geschick. Die Fische sind aber
der totale Hit und sehr zu empfehlen. Ich habe das aus einer
Kindheitserinnerung nachgebastelt, als wir in Dänemark alten
Strandabfall wie abgeschliffenes Glas und verrostete Kronkorken
gesammelt und dann den ganzen Kram in Gips reingedrückt haben, der auf
eine Pappe geschmiert wurde. Anschließend kann das sogar als Wandbild
aufgehängt werden.
Das Schöne dabei: Man kann nichts falsch machen. (Außer, man setzt sich bei der Rückfahrt auf die Fische drauf... nunja...)
Strände
Die gesamte ligurische Küste ist sehr felsig. Wer also lange Sandstrände erwartet, wird hier enttäuscht. An manchen Abschnitten verläuft die Schienenspur der Züge direkt am Meer (was für einen Ausflug z.B. von Genua in die Cinque Terre sehr zu empfehlen ist, bis auf die erwähnte Touristendichte), an vielen Stellen stehen Häuser direkt an der Küste. Schöne Strandabschnitte muss man also suchen und sind meist recht voll.
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Ein längerer Stradabschnitt in Moneglia (Foto von 2009) |
Zum Kurzplanschen fahren wir einige Male direkt nach Imperia. Dieser Strand ist allerdings ziemlich klein und nicht ganz so schön. Westlich davon hat uns nichts so richtig gefallen. Für unsere beiden "Strandtage" nutzen wir einen Strand Richtung Sanremo, in Arma di Taggia, der zwar einigermaßen gefüllt aber trotzdem sehr schön ist. Es soll einer der saubersten Strände in ganz Italien sein, was ich sofort glaube. Dieses klare, wunderschöne grüne Wasser...
Und weil bei uns jeder Angst um seine tolle Kamera hat, gibt es überhaupt keine Fotos davon. ;)
Und dann ist die Woche auch schon vorbei.
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Immerhin haben die Kinder auch noch ins Auto gepasst. |
Fazit
Ich mag Italien und Ligurien und die Zurückhaltung der Italiener. 'Zurückhaltung?' werden manche vielleicht denken, denn das Klischee hält da andere Bilder parat. Ja, bisher habe ich es immer so empfunden, in Ligurien ganz besonders.
Sowohl alleine wie jetzt mit der Familie sind die Leute sehr freundlich, natürlich auch mal "schön italienisch lautstark", aber zurückhaltend und ein bisschen konservativ. Das kann auch Vorteile haben, wenn man sonst das Lockere und den schnellen Kontakt zu Einheimischen zu schätzen weiß: Ein voller Strand mit Italienern geht relativ gesittet zu, es gibt weder laut gröhlende Prolls noch alkoholisierte Anmacher.
Ligurien ist günstig bei Unterkünften und deshalb gerade bei Familien immer beliebter. Lebensmittel kosten in etwa so viel wie in Deutschland.
Ligurien ist wunderschön und hat sowohl eine sehr hübsche Küste wie zauberhafte Berge zu bieten. Strände sind rarer und voller als andernorts, die Berge kleiner als in der Schweiz, Ligurien protzt also nicht mit Extremen. Dafür gibt es aber viele ursprüngliche Küsten- und Bergdörfer. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Weiter im Inland kann es vorkommen, dass Ihr mit Englisch aufgeschmissen seid.
Ausflugmöglichkeiten an der Küste gibt es genug. Mit dem Auto ist man wunderbar unabhängig, sollte aber eher auf einen Mietwagen mit Vollkasko ohne Selbstbeteiligung zurückgreifen. Wir haben mit unseren großen 7-Sitzer ganz schön bei jeder Kurve gezittert - die Italiener sind da mit ihrer Fahrerei nicht gerade zimperlich.
Züge fahren häufig und sind einigermaßen günstig, fahren jedoch nur an der Küste entlang. Auch Busse fahren, jedoch sehr sporadisch, das scheint eher eine Glückssache zu sein und man sollte sich darauf besser nicht verlassen.
Die Cinque Terre ist auf jeden Fall sehr sehenswert, aber in der
Hochsaison grausig überfüllt und leider mittlerweile insgesamt sehr
touristisch. Aber auch die Städte westlich von Genua bis nach Frankreich lassen sich gut besuchen und lohnen diverse Ausflüge. Nizza wäre sicher noch toll gewesen, und auch Monaco ist mit einem Tagesausflug zu schaffen.
Es ist also eigentlich völlig klar: Ich muss noch einmal nach Ligurien.